Viele Menschen bezweifeln heute die Auferstehung von Jesus. Sowohl Leute, die schon längst aus der Kirche ausgetreten sind, als auch etliche Kirchenmitglieder glauben nicht mehr daran, dass die Osterereignisse, die in der Bibel berichtet werden, tatsächlich so passiert sein können. Sogar manche meiner Kolleginnen und Kollegen werden heute von ihren Kanzeln genau das Gegenteil von dem verkündigen, was ich zu sagen habe.
Doch allen, die die Auferstehung in Zweifel ziehen, antworte ich mit Zeilen von Manfred Siebald: „So sicher wäre ich da nicht – ich hab schon Eisblumen schmelzen gesehen, ich sah schon Gräser im Asphalt, ich sah schon rostige Türen aufgehen, ich sah, wie manche Mauer fiel, wie manche harte Schale brach, wie mancher Spötter staunte, dass er plötzlich doch noch mit Gott sprach.“
Den ganzen Text der Predigt zum Anhören oder Lesen finden Sie hier:
„Indem Jesus Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.“ Mit diesen Worten endet der Christushymnus im Kolosserbrief. Man kann viel darüber diskutieren, wie das zu verstehen ist: Jesus stirbt für unsere Sünden am Kreuz? Sühnetod? Opfer? Wie kann er durch seine freiwillige Lebenshingabe, durch das Vergießen seines Blutes uns von unserer Schuld befreien? Oder was das für ein Gott ist, der das verlangt? Darüber will ich aber heute nicht nachdenken. Denn ich will auf einen anderen Punkt hinaus: Jesus hat Frieden gemacht! Frieden, ein Thema, das leider gerade hochaktuell ist. Was ist das für ein Frieden, den Jesus gemacht hat? Und wie kommt dieser Frieden in die Welt?
Den ganzen Text der Andacht können Sie sich hier anhören oder lesen:
„Ab und an muss man alte Kleidung abgeben, um Platz zu schaffen für neue Sachen. Auch im Kleiderschrank des Lebens sammelt sich manches an, was ausgemustert werden sollte:
Die weiße Weste, die schon lange fleckig ist und nur noch lächerlich wirkt. Ich gebe sie weg, bitte Gott um seine Vergebung für all die Flecken und lasse mir dann das neue Kleid der Gerechtigkeit geben.
Die Zwangsjacke, in die ich meine Nächsten immer wieder stecke, damit sie meinen Vorstellungen entsprechen und meinen Bildern vom Leben genügen. Bisweilen zwänge ich mich auch selbst hinein und setze mich unter Druck von Erfolg und Leistung, Gutsein und Frommsein. Ich gebe sie an Gott ab und erbitte für uns alle die wunderbare Weite der Liebe.
Das dicke Fell gebe ich auch mit weg. Ich dachte, es wäre gut gegen Verletzungen und Enttäuschungen, Ängste und Sorgen. Aber mit dem dicken Fell wurde ich der Schwierigkeiten auch nicht Herr, denn sie wurden Herr über mich und ließen mich unter dem dicken Fell gehörig schwitzen.
Die rosa Brille, die ich mir aufgesetzt hatte, um all das Dunkle und Schlechte in einem besseren Licht sehen zu können, lege ich auch dazu.
Lieber nehme ich von Gott den Gürtel der Wahrheit, der den Mantel der Liebe sorgsam zusammenhält.“ (aus: Axel Kühner, Voller Freude und Gelassenheit, 365 Andachten, Verlag am Birnbach 2011, S. 92.)
Mit einer Altkleidersammlung verbinden wir in der Regel eine gute Tat. Gebrauchte, aber noch gute und tragbare Kleidung sortieren wir aus und spenden sie an eine wohltätige Organisation. Diese gibt sie an bedürftige Menschen weiter oder verkauft die Reste, um mit dem Geld die eigene Arbeit zu finanzieren. In den Kirchengemeinden des Südkreises führen wir zum Beispiel einmal im Jahr im Herbst die Bethel-Kleidersammlung durch. Viele alte Kleider sind zu schade zum Weggeben.
Mit den Kleidern der Seele verhält es sich dagegen anders. Die alten Kleider, die wir in unserem Herzen ausziehen, ablegen und weggeben sollten, die sind kein wertvoller Rohstoff, sondern Sondermüll. Die Entsorgung von Sondermüll, gerade in größeren Mengen, gibt es allerdings nicht kostenlos, sie hat ihren Preis. Wer schon einmal Abfälle zum Abfallwirtschaftszentrum in Wiefels gebracht hat, der weiß, dass dort ganz genau danach geguckt wird, was man kostenlos abgeben darf und für was man bezahlen muss. Die Bibel sagt nun: Die Entsorgung unseres Seelen-Sondermülls ist so kostspielig, dass wir selbst es niemals im Leben bezahlen könnten. Der Preis übersteigt schlicht und einfach unsere Möglichkeiten. Deshalb hat ein anderer für uns den Preis bezahlt: Jesus, durch seinen Tod am Kreuz.
Deshalb ist das Kreuz Jesu der Ort, an dem wir unsere alten Kleider der Seele, den Sondermüll unseres Herzens kostenlos entsorgen können, weil Jesus den Preis bezahlt hat. Und der Ort, an dem wir die Vergebung sichtbar und spürbar erfahren können, wo wir die neuen Kleider, die Gott uns schenkt, anziehen können, ist das Abendmahl, die Gemeinschaft mit Jesus.
In Jesaja 61,10 heißt es: „Ich freue mich im Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott, denn er hat mir Kleider des Heils angezogen und mich mit den Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.“ Amen.