Friedeburger Schützenfest - Fackelumzug am 25.08.2023
Lieber Mitglieder des Schützenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Friedeburg! Liebe Gäste!
Lieber Mitglieder des Schützenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Friedeburg! Liebe Gäste!
Wie in jedem Jahr macht der Fackelumzug am ersten Abend des Friedeburger Schützenfestes Halt beim Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Wir erinnern uns an die Soldaten aus Friedeburg, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Und wir gedenken ebenso der zig Millionen Menschen, die dem Terror der Nationalsozialisten während des Dritten Reiches zum Opfer gefallen sind. – Die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit ist gleichzeitig eine Mahnung an uns in der Gegenwart, dass wir uns hier und heute für Frieden und Verständigung einsetzen. Eine Mahnung, die angesichts des Krieges in der Ukraine traurige Aktualität gewonnen hat.
Ich will heute Abend allerdings nicht die Vergangenheit oder die Konflikte in anderen Ländern zum Thema machen, sondern unseren Blick lenken auf unsere Gesellschaft in Deutschland. Was können wir in unseren Ortschaften, in unseren Gemeinden, in unserem Land tun für Frieden und Verständigung? – Es gibt eine Entwicklung in unserer Gesellschaft, die ich mit großer Sorge beobachte und die langfristig unser friedliches Miteinander gefährden kann: Wir verlieren die Fähigkeit, miteinander im Gespräch zu sein! Unsere Gesellschaft zerfällt zunehmend in viele kleine oder große Gruppen von Menschen mit jeweils gleichen Interessen oder der gleichen Sicht der Dinge, die sich darin gegenseitig bestärken. Das ist an sich noch nicht schlimm und sicher auch ein Stück weit normal. Viele dieser Gruppen verlieren allerdings mehr und mehr die Fähigkeit, mit anderen Gruppen im Gespräch zu sein und andere Weltsichten als die eigene stehen zu lassen.
Woran mache ich diese mangelnde Gesprächskultur fest? Dazu drei Stichworte: 1) Lautstärke, 2) Abstempeln und 3) Verschwörungstheorien. 1) Lautstärke: statt miteinander im Gespräch die beste Lösung zu suchen, versuchen viele Menschen, andere Meinungen mit schierer Lautstärke (oder medialer Präsenz) zu übertönen, anstatt sich sachlich mit ihnen auseinander zu setzen. Zur Lautstärke gehört ebenfalls das Phänomen des „Shitstorms“ in sozialen Netzwerken, der Versuch, Menschen mit einer anderen Meinung durch schiere Einschüchterung mundtot zu machen. 2) Abstempeln: auch das ist eine beliebte Methode, einem echten Gespräch von vornherein aus dem Weg zu gehen. Statt sich mit einer gegenteiligen Meinung auseinanderzusetzen, wird sie mit einem negativen Stempel versehen: „politisch rechts“ oder „links“, „indeologiegetrieben“, „nicht mehr zeitgemäß“ oder (im Bereich der Kirche) „zu fromm“ oder „zu liberal“. Ein Stempel, der bewirken soll, dass eine Position von vornherein als nicht diskussionswürdig erscheint. 3) Verschwörungstheorien: damit meine ich das Phänomen von in sich geschlossenen Gedankengebäuden, die so verfestigt sind, dass sich deren Anhänger sogar durch gegenteilige Fakten oder anderslautende Erfahrungen nicht mehr von ihrer Sicht der Dinge abbringen lassen.
Ich will aber nicht nur über diese negativen Entwicklungen sprechen, sondern vor allem fragen: Was können wir positiv tun, um zu einer guten Gesprächskultur beizutragen? Ich denke, es sind vor allem zwei Dinge nötig: 1) Wir müssen ernsthaft und offen auf der Sachebene um eine Lösung für die drängenden Probleme der Gegenwart ringen. 2) Von der Sachebene zu unterscheiden sind die Gefühlslagen und Stimmungen in der Gesellschaft. Die unterschiedlichen Sorgen und Ängste der Menschen müssen gehört und stehen gelassen werden – und dürfen nicht (in welcher Form auch immer) abgestempelt werden. Beides, Sachebene und Gefühlslagen, müssen ernst genommen dürfen nicht zu schnell miteinander vermischt werden. Was wir brauchen, sind mehr denn je Menschen, die auf der einen Seite klare Überzeugungen haben, aber auf der anderen Seite eine hohe Gesprächsbereitschaft und Offenheit mitbringen. Unsere Demokratie lebt davon, dass wir miteinander reden, und vor allem, dass wir einander ausreden lassen.
Angesichts der Herausforderungen der Gegenwart möchte ich ein Gebet sprechen:
Lieber Vater im Himmel!
Beende Krieg und Gewalt. Besonders den Krieg in der Ukraine, aber auch die vielen anderen blutigen Konflikte in der Welt. Gebiete denen Einhalt, die Hass und Gewalt verbreiten. Tröste und stärke die, die an Leib und Seele verwundet wurden. Schenke in unserem Land ein neues Miteinander. Du weißt, wie schwierig es oft ist, wirklich miteinander ins Gespräch zu kommen. Öffne Du Ohren und Herzen, dass wir aufeinander hören und voneinander lernen. Amen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.