© Jörg Janköster

Wie reden wir miteinander? - Wort zum Sonntag

Thu, 19 Sep 2024 16:56:13 +0000 von Jörg Janköster

In den Medien tobt täglich ein Kampf der Meinungen um die Deutungshoheit. In der Zeitung, im Radio, im Fernsehen, aber vor allem im Internet und den sozialen Medien dreht sich alles um Fragen wie: Wer generiert mit seinen Posts am meisten Reichweite? Wer kann sich mit seiner Sicht der Dinge am besten durchsetzen? Dabei scheint mittlerweile jedes Mittel recht. Viele schrecken nicht mehr vor Hassrede oder bewusst verbreiteten Fake-News zurück. Und sogar eine in der Vergangenheit solide Tageszeitung wie der Anzeiger für Harlingerland wird inzwischen aus der neuen Zentrale in Oldenburg angehalten, ihre Artikel „reißerischer“ zu formulieren.

Mitte August äußerte sich die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrends zum Thema „Falschinformation“. Sie sagte im Rahmen einer Tagung des Verfassungsschutzes: Desinformation wirke sich nicht nur demokratieschädigend aus, sondern sei geradezu demokratiezersetzend. Jede und jeder Einzelne solle deshalb einen Beitrag dazu leisten, um Fake-News aktiv entgegenzutreten. Indem wir nämlich Falschbehauptungen in sozialen Medien oder im privaten Umfeld aufdecken und ihnen widersprechen.

Wahrheit ist im biblischen Denken übrigens in erster Linie keine Sach-, sondern vor allem eine Beziehungsfrage! Das bedeutet: Wahrheit entscheidet sich nicht einfach daran, ob eine Aussage sachlich richtig ist oder nicht. Sondern eine wahre Aussage zeichnet sich zusätzlich dadurch aus, dass sie aufrichtig, fair, verlässlich, hilfreich und gut ist. Wahrheit umfasst also Fakten und Menschen. Das bedeutet: Nicht nur das, was wir sagen, soll zutreffend sein. Sondern vielmehr: Wir sollen insgesamt wahrhaftige und vertrauenswürdige Personen sein, auf die andere sich verlassen können. Was wir sagen und tun, soll das gegenseitige Vertrauen stärken und das Miteinander fördern.

Jede und jeder sollte sich also fragen: Wie ist eigentlich mein Umgangston mit anderen? Sind meine Worte gut und hilfreich für das Miteinander in unserem Ort oder in unserem Land? Bin ich ein Mensch, auf dessen Worte andere sich verlassen können?

(Anzeiger für Harlingerland, Ausgabe vom 14.09.2024)
Quelle: pixabay
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