© Jörg Janköster

Gebet für den Frieden

Sat, 12 Nov 2022 07:01:20 +0000 von Jörg Janköster

© Klaus Coordes (2019)
Ansprache am Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
(im Rahmen des Fackelumzugs beim Schützenfest 2022)

Liebe Mitglieder des Schützenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Friedeburg! Liebe Gäste!

Der Fackelumzug macht Halt am Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Hier halten wir inne und gedenken der Männer aus Friedeburg, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg als Soldaten gefallen sind. Wir gedenken ebenso aller Menschen in Deutschland, Europa und der ganzen Welt, die dem Terror der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind. In den letzten Jahren war dieses Gedenken eher ein Erinnern an die Schatten der Vergangenheit. In diesem Jahr erhält es durch den Krieg in der Ukraine eine neue Brisanz und Aktualität.

Anfang des Jahres ist passiert, was die meistens von uns nicht für möglich gehalten hätten: Ein Land in Europa greift sein Nachbarland an, weil ihm seine politische Ausrichtung nicht passt, weil es sich dadurch bedroht fühlt. Jahrzehntelang waren wir daran gewöhnt, dass Konflikte in Europa mit friedlichen Mitteln gelöst werden. Plötzlich sind militärische Gewalt und Krieg wieder Mittel der Wahl. Auch in unserem Land hat das zu einem Umdenken geführt. Gegen militärische Aggression, wie wir sie in der Ukraine erleben, scheint nur das Stärken der eigenen Verteidigungsfähigkeit zu helfen.

Unzählbar viele Menschen sind diesem blutigen Konflikt schon zum Opfer gefallen – auf beiden Seiten; haben ihr Leben, ihr Hab und Gut, ihre Heimat, ihre Zukunft verloren. Was mich zusätzlich zu dem unsagbaren Leid erschüttert ist der Kampf um die Deutung des Geschehens, der Kampf um Wahrheit und Lüge. Nach dem Abzug der russischen Truppen aus der Region Kiew wurden schreckliche Kriegsverbrechen entdeckt. Doch Russland behauptete: Das war nur eine Inszenierung der Ukraine, um dem Ansehen Russlands zu schaden. Es wurde ein Gefängnis bombardiert, in dem ukrainische Kriegsgefangene interniert waren. Die Ukraine sagt: das war Russland. Russland dagegen beschuldigt die Ukraine. Zwei Behauptungen, die nicht beide wahr sein können. Aber was ist Lüge? Und was ist Wahrheit? Von außen können wir es nicht überprüfen. Ich bin deshalb skeptisch gegenüber voreiligen Schlüssen und Verurteilungen. Aber ich bin ebenfalls skeptisch der Kriegspartei gegenüber, die Anfang des Jahres „nur“ von militärischen Übungen an der Grenze zur Ukraine sprach und wenige Tage später das Nachbarland angriff.

Ich weiß auf den Krieg in der Ukraine – und die vielen Fragen, die damit verbunden sind, keine Antwort. Deswegen möchte ich an dieser Stelle nicht weiter über Krieg und Frieden nachdenken, sondern für den Frieden beten:

Treuer und Barmherziger Gott,
wir bitten Dich um Frieden in der Ukraine
und an den vielen anderen Krisenherden dieser Welt.

Gebiete denen Einhalt, die Hass und Gewalt verbreiten.
Stärke alle, die sich nach Frieden sehnen und die den Frieden suchen. 

Stelle Wahrheit als Wahrheit und Lüge als Lüge heraus,
so das Recht wieder Recht und Unrecht wieder Unrecht genannt wird.

Tröste alle, die liebe Menschen verloren haben
oder deren Hab und Gut, Heimat oder Zukunft zerstört wurden
Heile die Wunden an Leib und Seele.

Ich danke Dir für alle Menschen in Politik und Gesellschaft,
die in diesen schwierigen Zeiten Verantwortung übernehmen.
Stärke sie. Schenke ihnen Weisheit und Mut für umsichtige Entscheidungen.
Gebiete den radikalen Kräften auch bei uns Einhalt.

Amen.
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